Neuromonitoring

Gehirnströme unter Kontrolle

Von Tobias Lemser · 2018

Computerbildschirm zeigt Querschnitt eines Gehirns.
Neuromonitoring hilft bei der richtigen Entscheidung in der Behandlung.

Neuromonitoring hat sich zu einem wichtigen Hilfsmittel in der Neurochirurgie entwickelt. Dank der kontinuierlichen Überwachung ermöglicht es zum einen komplizierte, risikoreiche neurochirurgische Eingriffe, zum anderen aber auch neurologische Diagnostiken auf der Intensivstation – idealerweise jedoch auch schon vorher.

Sämtliche Daten rund ums Herz oder den Blutdruck permanent auf der Intensivstation zu überwachen, ist längst nichts Neues. Anders, wenn es ums Gehirn geht: Um an wichtige Informationen wie motorische Funktionen und Hirnstammreflexe zu kommen, mussten Patienten mit Verdacht auf Hirnschädigungen bislang regelmäßig per Elektroenzephalografie, kurz EEG, untersucht werden. Dies hatte den Nachteil, lediglich eine Momentaufnahme des neurologischen Status abbilden zu können. Zudem konnten so nur wenige Funktionsbereiche des Gehirns dargestellt werden. 

Kontinuierliche Überwachung

Das Gute: Mit permanentem Neuromonitoring gibt es seit Kurzem eine ganz neue Lösung. Es hilft, auf der neurologischen Intensivstation nicht nur Anomalien zu erkennen und Krampfanfälle zu diagnostizieren, sondern ebenso die richtige Entscheidung in der Behandlung zu treffen. Insbesondere Patienten mit lang anhaltenden epileptischen Anfällen, die nicht krampfartig sind, aber auch solche mit unklaren und anhaltenden Bewusstseinsstörungen können mittels dieser neuen Technologie auf neurologische Störungen untersucht und therapiert werden. 

Ziel ist es, diese Technik fortan unmittelbar bei Ankunft in der Not­aufnahme einzusetzen – nicht nur, um eine konkrete Diagnose stellen zu können. Auch sollen Ärzte durch Messen der Gehirnströme über nur wenige am Kopf angebrachte Elek­troden zeitnah lebensrettende Informationen über den neurologischen Gesundheitszustand des Patienten bekommen. Problem: Häufig treten neurologische Schäden nicht unmittelbar während eines Unfalls auf, sondern entwickeln sich erst in der Folgezeit, was letztlich zu verzögerten sekundären Verletzungen führen kann. Mit der neuen kontinuierlichen EEG-Überwachung kann dem entgegengewirkt werden. Neben der schnelleren Genesung, die die Früh­erkennung mit sich bringt, trägt permanentes Neuromonitoring zudem zu einer niedrigeren Mortalitätsrate und Kostenreduktion bei.

Neuromonitoring: Operateur erhält direktes Feedback

Doch auch im OP spielt die kontinuierliche Überwachung neurologischer Funktionen eine große Rolle. Dort seit Jahren etabliert ist das Intraoperative Neuromonitoring (IOM) – sowohl bei operativen Eingriffen am Gehirn als auch an der Wirbelsäule. Pluspunkt: Der Neurochirurg bekommt ein direktes Feedback ohne zeitliche Verzögerung. Mittels IOM wird er unter anderem durch Einsatz spezieller Elektroden gewarnt, bevor es zu unwiederbringlichen Verlusten von Funktionen wie Hörvermögen oder die Durchblutung von Hirngefäßen kommt und kann so seine Operationsstrategie anpassen – alles für einen besseren Schutz der Patienten. Schließlich geht es um die sensibelsten Bereiche in unserem Körper, deren reibungsloses Zusammenspiel für unsere Lebensqualität unverzichtbar ist.

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