Transkranielle Pulsstimulation

„Neue Therapien geben Hoffnung“

Von Nadine Effert · 2023

Porträt: Prof. Dr. med. Lars Wojtecki, Chefarzt Neurologie und Ärztlicher Direktor, Hospital zum Heiligen Geist
Prof. Dr. med. Lars Wojtecki, Chefarzt Neurologie und Ärztlicher Direktor, Hospital zum Heiligen Geist (Kempen)

Gegen den geistigen Abbau: In Deutschland leben rund 1,8 Millionen Menschen mit Alzheimer, der häufigsten Form von Demenz. Prof. Dr. med. Lars Wojtecki, Chefarzt Neurologie und Ärztlicher Direktor, Hospital zum Heiligen Geist (Kempen), berichtet über eine neue ambulante Therapie und was Betroffene hoffen lässt.

Prof. Wojtecki, trotz größter wissenschaftlicher Anstrengungen ist die Alzheimer-Krankheit bis heute nicht heilbar. Was leisten Medikamente?

Die derzeit zugelassenen Medikamente, die in den Neurotransmitter-Stoffwechsel eingreifen, können lediglich in der frühen bis mittleren Phase der Erkrankung die Symptomatik beeinflussen. Im Idealfall leisten sie eine leichte Verbesserung der kognitiven Fähigkeiten und Alltagsfähigkeiten. Oder sie können den Verlauf ein wenig einfrieren, sodass die kognitiven Funktionen über mehrere Monate stabil gehalten werden können beziehungsweise sich nicht ganz so schnell verschlechtern.

Dies ist auch Ziel der sogenannten Transkraniellen Pulsstimulation, kurz TPS®. Was steckt hinter diesem klinisch zugelassenen, ambulanten Verfahren?

Hierbei handelt es sich um eine medizintechnische schallbasierte Therapie. Heißt: Kurze Stoßwellen, die sehr viel Energie beinhalten, werden von außen durch die Schädeldecke in das Gehirn geschickt. Dies soll zu einer Stimulierung der entsprechenden Gehirnregionen und folglich einer Anregung der Gedächtnisleistungen in den betroffenen Regionen führen.

Was wird durch die TPS erreicht?

Die sichtbaren Effekte im klinischen Alltag deuten an, dass sich die Stimmung und die Aktivität der Menschen verbessern können – und so auch das Gedächtnis. Allerdings steht die wissenschaftliche Forschung bezüglich dieser Therapie noch am Anfang, da die Wirksamkeit bislang nur in kleinen Studien ohne Kontrollgruppe getestet worden ist. Die Mechanismen der TPS auf die Hirnaktivität sind allerdings auch in Tierexperimenten nachgewiesen worden.

Gibt es Nebenwirkungen?

Die bisherigen Ergebnisse zeigen, dass das Verfahren sicher ist und nur kurzzeitige Nebenwirkungen bei unter zehn Prozent der Behandlungen auftreten, wie zum Beispiel Kopfschmerzen oder ein unangenehmes Gefühl an der Stimulationsstelle.

Was meinen Sie, wird Alzheimer eines Tages heilbar sein?

Das ist natürlich schwer vorherzusagen. Es besteht Hoffnung, dass zumindest der Krankheitsprozess gebremst werden kann – durch neue Medikamente, die bald zugelassen werden beziehungsweise es in den USA bereits sind. Weil es eben noch kein Allheilmittel gegen die Alzheimer-Krankheit gibt, ist Prävention das A und O. Mit einem gesunden Lebensstil, etwa ausreichend Bewegung und Schlaf sowie gesunder Ernährung, lässt sich das persönliche Erkrankungsrisiko senken.

Alzheimer-Telefon

Mit ihrem Alzheimer-Telefon unterstützt die Deutsche Alzheimer Gesellschaft bundesweit Betroffene, deren Angehörige sowie Fachpersonal. Die Beschäftigten beantworten Fragen zum Krankheitsbild, zur Diagnose, zum Krankheitsverlauf, zur Therapie, zu Anlaufstellen vor Ort und vielem mehr.

Telefon: 030 25937 9514 (Montag bis Donnerstag von 9 bis 18 Uhr, Freitag von 9 bis 15 Uhr)

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